Der Meller Manfred Kloweit-Herrmann absolvierte einst Marathons als Vorbereitung auf 100-Kilometer-Läufe
von Heike Dierks
Man ist nie zu alt für Apps. Davon ist Manfred Kloweit-Herrmann inzwischen überzeugt. Der 81-jährige Meller, bereits zweifacher Uropa, hat gerade dank einer Lauf-App seinen ersten virtuellen Halbmarathon absolviert.
Gelaufen ist Manfred Kloweit-Herrmann die Halbmarathondistanz natürlich tatsächlich. Denn das Laufen ist seine große Passion. „Ich laufe schon mein ganzes Leben“, erzählt der Senior. Im Jahr 1974 hat der Meller seinen ersten Marathon über die 42 Kilometer absolviert. Zwei Jahre später folgte der erste 100-Kilometer-Lauf.
Sage und schreibe 18 Läufe dieser Länge von 100 Kilometern hat Kloweit-Herrmann in seinem Leben bewältigt. „Als ich jünger war, habe ich jedes Jahr einen 100-Kilometer-Lauf gemacht. Die Marathons waren damals mehr als Training für die 100-Kilometer-Distanzen gedacht“, erzählt der rüstige Senior lachend. Als er älter wurde, beschränkte er sich auf die Marathondistanz – die ist für viele Normalsterbliche selbst im besten Alter und bei guter Fitness nicht realisierbar.
Ich habe beim VfL Löningen zehnmal den Marathon und sechsmal den Halbmarathon beendet
2018 lief der Polizist im Ruhestand in Berlin seinen vorerst letzten Marathon, knapp sieben Stunden war er da unterwegs. In den vergangenen Jahren fokussierte er sich dann auf den Halbmarathon. Beim Hasetal-Marathon in Löningen ist der inzwischen 81-Jährige Stammgast. „Ich habe beim VfL Löningen zehnmal den Marathon und sechsmal den Halbmarathon beendet“, zählt Kloweit-Herrmann durch.
Wegen der Pandemie hat es in den vergangenen 15 Monaten kaum Sportveranstaltungen gegeben. Lauffeste fanden, wenn überhaupt, virtuell statt, mithilfe von Lauf-Apps und Co.
„Ich wusste bis zu diesem Frühjahr nicht, was eine App ist. Ich gehöre zu denen, die noch wissen, dass ,Fräulein vom Amt‘ mal eine Berufsbezeichnung war. Ein junger Verwandter aus der Generation ,Fridays for Future‘ hat mir dann eine Lauf-App auf dem Smartphone installiert und mir eine seniorengerechte Einweisung gegeben“, berichtet der Läufer, der in diesem Jahr sein 60. Sportabzeichen nacheinander bewältigen will. Mit der App boten sich plötzlich ganz neue Chancen – auch die Teilnahme am virtuellen Remmers-Hasetal-Halbmarathon.
Unter dem Motto „Wir laufen weiter“ bieten die Löninger ihre Veranstaltung anstelle des gemeinschaftlichen Präsenz-Events noch bis zum 26. Juni virtuell an: Jeder läuft in den verschiedenen Kategorien wie Marathon oder Halbmarathon eine Strecke seiner Wahl und übermittelt die Daten. Motiviert durch die neuen technischen Möglichkeiten, meldete sich der Ex-Ultraläufer, Vereinsmitglied des SC Melle, in der Altersklasse 80 an. Der Bueraner erhielt daraufhin das Hasetal-Teilnehmershirt zugeschickt. Vorigen Sonntag schnürte er die Laufschuhe, aktivierte die App am Smartphone und lief los über den Kilverbach, durch den Düingberg und Lölingdorf.
Nach 4:47:07 Stunden und 21 erschöpfenden Kilometern war der Senior zurück in seiner Wohnung. Die Daten hat er direkt übermittelt. Die Teilnahme-Urkunde ist schon ausgedruckt. „Eine Zeit von 4:45:54 Stunden hatte ich schon mal, das war 2002 in Minden. Da ist es aber der Marathon gewesen, jetzt der Halbmarathon. Aber ich bin eben schon ein Uropa“, sagt Kloweit-Herrmann lachend. Er hat vier Kinder, acht Enkel und zwei Urenkel. Das dritte Urenkelkind ist unterwegs, „es soll Ende Oktober oder Anfang November auf die Welt kommen“, freut sich der Senior.
Die Lauf-App hat er inzwischen in seinen Alltag integriert. „Ich bin davon ganz begeistert und nutze sie bei meinen Trainingsrunden. Bei jedem Kilometer meldet sich eine Frauenstimme und sagt meine Leistung an. Toll. Ich laufe fast täglich zwei bis drei Stunden rund um Buer“, berichtet der Meller und fügt an: „Also für mich ist es Laufen, für andere wäre es vielleicht mehr ein Wandern.“
Quelle:
Bericht im Meller Kreisblatt vom 19.06.2021.