Alle Wettbewerbe in Löningen für den Parasport geeignet
– Tina Deeken mit dem Rennrollstuhl und ihr Begleiter Tobias Prüßner gehen an den Start und bestreiten gemeinsam virtuell den Vivaris-5-km-Lauf
– Zwei Sportler, ein Ziel: Inklusion auf die Straße bringen
Nein, Tina Deeken ist ganz sicherlich keine Sportlerin, die gerne im Mittelpunkt steht, ist keine Sportlerin, die täglich in der Zeitung steht, ist keine Läuferin, der es um die ganz großen Rekorde geht. Doch, die aus Löningen stammende Tina Deeken ist beim #wirlaufenweiter2021 – Remmers-Hasetal-Marathon des VfL Löningen dennoch eine besondere Teilnehmerin. Tina möchte in Löningen gleich mit doppeltem Grund für einen guten Zweck starten: Sie möchte Werbung für das ehrenamtlich organisierte Löninger Laufevent machen und noch mehr Werbung möchte sie für den Parasport machen, landläufig besser bekannt unter dem Begriff Behindertensport.
„Nachdem Tina bei uns per E-Mail angefragt hat, ob sie als Rennrollifahrerin bei unserem virtuellen Lauf mitmachen darf, waren wir zunächst etwas peinlich berührt, denn unsere Website sagt in der Tat viel zu wenig über die Parasport-Möglichkeiten bei uns“, erläutert Stefan Beumker vom Löninger Organisations-Team den ersten Kontakt mit der jungen Sportlerin. „Alle unsere Wettbewerbe, vom Marathon bis zum Bewegungslauf für die Bambinis im Kindergartenalter, sind bei uns als Disziplinen für Parasportler zugelassen. Der Löninger Behindertenbeauftragte Ralf Lampe hat alle Strecken abgenommen und sie durchgängig als geeignet für Rennrollstuhlfahrer eingestuft. Das freut uns natürlich sehr. An der Außendarstellung in dem Bereich müssen wir allerdings definitiv noch arbeiten“, erläutert Beumker. Außerhalb der Corona-Krise haben die Löninger u. a. auch im Start- und im Zielbereich für spezielle behindertengerechten Toilettenwagen gesorgt, so dass die Rahmenbedingungen insgesamt stimmig sind.
Es heißt Rennrolli fahren, aber Rennrolli laufen geht auch
„Wir haben Tina gefragt, ob wir über ihre Startabsichten bei uns berichten dürfen. Sie musste dann tatsächlich zunächst eine Nacht über die Anfrage schlafen, hat dann aber zugesagt und uns über sich sowie ihren sportlichen Werdegang berichtet“, schildert Beumker den weiteren Kontakt. „Sie sagt Rennrolli fahren, aber im Rennrolli laufen zu sagen, sei auch ok, hat sie gesagt, wieder etwas gelernt“, fügt er hinzu.
Die 44-jährige Tina Deeken ist in Löningen geboren. Im Jahr 1996 ist sie nach dem Abitur zum Studium der Sonderpädagogik nach Hannover gegangen und ist dort mittlerweile als Förderschullehrerin in der Inklusion tätig. Im Alltag sitzt sie noch nicht im Rolli, wie sie ihr Fahrhilfe liebevoll nennt, sondern geht noch mit zwei Orthesen an den Beinen und Gehstöcken. Sie startet in Hannover für den VfL Eintracht Hannover.
In der Kindheit hatte sie bereits engen Kontakt zum VfL Löningen, der auch das Löninger Marathon-Event ausrichtet. Sie ist in der seinerzeit neu gegründeten Schwimmabteilung des Vereins geschwommen und hat auch in die Abteilung Leichtathletik hineingeschnuppert. Vor allem hat sie beim VfL aber Tennis gespielt. Aufgrund eines angeborenen Hüftschadens, einer daraus resultierenden Operation und dann beginnenden Lähmungserscheinungen, insbesondere im linken Bein, musste Deeken diese Sportart jedoch bereits im Jugendalter wieder aufgeben. Auch aus therapeutischen Gründen hat sie dann in Hannover irgendwann wieder mit dem Schwimmen begonnen und kam auf diesem Wege dann zum Triathlon. Lange hat sie diesen als Duathlon ohne absolvieren der Laufstrecke oder als Schwimmerin in einer Staffel ausgeübt.
Sie ist begeisterte Freiwasserschwimmerin, hat zum Beispiel die Wörtherseelängsquerung (17,5 km) im September 2020 oder den Wettbewerb `Quer durchs Meer` in Bad Zwischenahn 2018 absolviert. Auch ist sie Eisschwimmerin und hat u. a. bei den Ice Swimming German Open in Veitsbronn 2020 teilgenommen. Auch am Triathlon an der Thülsfelder Talsperre hat sie schon teilgenommen. Und genau über diesen Triathlon-Sport kam bei ihr die „Idee Rennrollstuhl“ für die dritte Triathlon-Disziplin.
Eigener Rennrolli dank der Unterstützung der Lotto-Sport-Stiftung und Ingo Renner von Duesenberg Guitars
Zunächst erhielt Deeken einen Rennrollstuhl als Leihgabe des Behinderten-Sportverbands Niedersachsen. Im vergangenen Jahr ermöglichten ihr dann die Lotto-Sport-Stiftung Niedersachsen sowie ein privater Spender (Ingo Renner von Duesenberg Guitars) den Kauf eines eigenen Renrollis. Sie hat dann in Hannover begonnen, bei einigen Volksläufen mitzumachen. Bei diesen Läufen, wie auch beim Triathlon, startet sie häufig zur Sicherheit mit einem Begleitläufer auf der Laufstrecke, da diese Rollis nicht sehr wendig sind im häufig engen Läuferfeld und auch, da die Geschwindigkeit je nach Bodenbelag und Höhenunterschieden stärker variiert als bei den „normalen“ Läufern.
Bedingt durch die Corona-Krise hat Deeken im letzten Jahr nur die virtuelle Laufpass-Serie in der Region Hannover mitlaufen können. Geplant war eigentlich eine Teilnahme beim Hannover-Marathon, der allerdings 2020 auch der Pandemie zum Opfer fiel.
Ihre Eltern wohnen noch in Löningen und so war für Deeken schnell klar, dass sie auch beim diesjährigen virtuellen Löninger Lauf – die Originalstrecke in Löningen läuft direkt an der elterlichen Haustür vorbei – starten möchte.
Parasportler werden in Löningen mit offenen Armen begrüßt
„Ich bin froh, dass das Löninger Orga-Team so offen und direkt mit der Teilnahme von Parasportlern umgeht“, erklärt Deeken. Das sei längst nicht bei jeder Veranstaltung der Fall, denn man würde sich als Rollifahrer manchmal auch vergebens um Startmöglichkeiten bemühen. Im Wesentlichen seien es zwei Probleme, mit denen Parasportler bei Anmeldungen zu Sportveranstaltungen zu tun hätten. „Zum einen kennen einige Organisatoren keine Parasportler und rechnen deswegen mit allen möglichen Problemen, die es aber in Wirklichkeit so nicht gibt“, erklärt Deeken. „Im Übrigen sind laut Aussage von verschiedenen Organisatoren die anderen Läufer vor uns zu schützen – statt umgekehrt“, reibt Deeken sich verwundert die Augen.
„Rollstuhlläufer möchten einfach dabei sein. Ich sehe für beide Seiten kaum Gefahren oder Behinderungen. Mit ein wenig Rücksichtnahme von beiden Seiten geht das ganz hervorragend. Ich habe vielmehr das Gefühl, dass die anderen Läufer dies sehr begrüßen, denn niemand möchte eine Ausgrenzung“, zeigt sie sich hoffnungsfroh. „In Löningen werden Parasportler auf jeden Fall mit offenen Armen begrüßt, das ist eine tolle Sache“.
„Premium-Paket“ schon für 10 Euro
Vom 13. bis zum 26. Juni findet der #wirlaufenweiter2021 – Remmers-Hasetal-Marathon des VfL Löningen statt. Das „Premium-Paket“ inklusive Startplatz, einem Funktions-T-Shirt, einer echten Medaille und sowie der umfangreichen Marathon-Broschüre – alles bequem per Postversand nach Hause – gibt es bereits für nur 10 Euro.
Die Veranstaltung ist nicht nur etwas für Marathon-Läufer, sondern durch die Vielzahl von verschiedenen Strecken und Wettbewerben, ist für jeden Laufinteressierten das Richtige dabei. Von 5-km bis zum Marathon ist alles möglich. Auch Staffel! Auch für Firmen! Auch Walking und Nordic Walking. Auch Bewegungsläufe für Kinder sowie für Bambinis im Kindergartenalter werden angeboten.
Ausführliche Informationen gibt es im Internet unter www.remmers-hasetal-marathon.de.
Quelle:
Presseinfo Remmers-Hasetal-Marathon des VfL Löningen (Stefan Beumker) vom 18.04.2021.
Bericht der Münsterländischen Tageszeitung vom 22.04.2021, als pdf-Dokument.
Bericht der Nordwest-Zeitung vom 23.04.2021, als pdf-Dokument.
Bericht im Volltreffer – die kostenlose Lokalzeitung, vom 14.05.2021, als pdf-Dokument.